Lebengehen

  • Gedichte

Ja. Ja sagen. Ja sagen, zu dem, was kommt. Und ja sagen. Zu dem,
was wieder gehen will. Und Pausen
wagen. Zwischen A- und B-sagen. Und nach B womöglich

wieder A sagen wollen. Oder schon davor. Und nicht wissen. Es wenigstens zugeben
dürfen. Nicht zu wissen. Nicht wissen und auf die halben Wahrheiten
pfeifen. Und dabei Melodien erfinden. Wie die Seeleute
in Neapel. Oder in Odessa.

Langsam gehen und einen Schritt. Nach dem anderen Schritt. Schritte tun
durch die dauernde Gegenwart. Und keine Furcht
vor dem Ertrinken haben. Geflutet
von Welt. Von Irrsinn,verdrehten Augen und Algorithmen.
Einfach langsam weiter. Und Schritte tun. Und
selbst die Welt fluten. Wie ganz am Anfang. Ein Wagnis
war es von Anfang an.

Ein Wagnis ist es seit Anfang an. Und seither
dauert es. In der Gegenwart. Das Präsent. Ein Geduldiges. Und ein Hart-im-nehmendes.
Das Geschenk. Es entblösst sich
jeden Tag wieder. Geduldig
und offen. Steckt es ein
und beschwert sich nicht. Nicht beachtet
und gefürchtet und verflucht und anders gewollt
und belogen und geschlagen und beschuldigt. Ich bin Ödipus und Mutter und Vater
zugleich. Mich selbst verjagt und gefickt und gemordet. Mir selber
Feind und Opfer und Täter
und mir selbst mit fletschenden Zähnen drohend.

Aber das Präsent. Es entblättert sich.
Jeden Tag und es lässt die Blätter fallen. Auf die Wunden
und bedeckt sie. Gibt ihnen Zeit, die Gegenwart.
Sie hat ja genug davon. Die dauernde Gegenwart.

Und dann neu gehen. Langsam. Und
einen Schritt. Nach dem anderen Schritt.